Mittwoch, 15. Dezember 2010

Brief an Bischof Zsifkovics und Kardinal Schönborn

Gastbeitrag von Dr. Vera Luka im Namen einer Gebetsgruppe aus Purbach. Der folgende Brief erging an Bischof Zsifkovics und an Kardinal Schönborn:

Herr Bischof! 13.12.2010

Die Ereignisse seit Ihrer Weihe zum Bischof haben uns so sehr erschüttert, dass wir Ihnen diese Zeilen schreiben müssen. Wir sind damit Sprachrohr für viele Menschen, die in den letzten Wochen Unmut und Enttäuschung geäußert haben. Gerne würden wir auch persönlich mit Ihnen über unsere Sorgen und Anliegen sprechen.

Wir sind eine Gruppe von Christen, die sich seit vielen Jahren ehrlich bemüht, dem Beispiel Jesu zu folgen. Wir treffen uns regelmäßig zum gemeinsamen Austausch und Gebet, weil wir von Gottes Gegenwart tief berührt worden und seither auf einem Weg der inneren Stille und Kontemplation sind, wo wir gelernt haben, den Egoismus in uns zu erkennen und die Verwandlung unseres Seins durch die göttliche Liebe zuzulassen. Das hat unser Handeln und Umgehen miteinander verändert.

Die Erfahrung des Göttlichen und die Gestaltung des Lebens und Handelns aus dieser Präsenz sind offensichtlich nicht an eine Religion gebunden, schon gar nicht an die Katholische Kirche, denn es hat sich seit Jesu Zeit nichts geändert. Heute wie damals sind die „Würdenträger“ oft Pharisäer, die sich selber in den Vordergrund stellen und auf ihren Vorteil bedacht sind, aber von den Worten und der Botschaft Jesu nichts verstehen (wollen).

Sie haben als Bischof den Auftrag Jesu übernommen, so wie er Diener zu sein und nicht Herrscher. (Ihr sollt einander lieben, so wie ich euch geliebt habe,… der Größte unter euch soll euer Diener sein,…) Das kann man aber nur leben aus der innigen Verbundenheit mit Gott (bleibt in mir, dann bleibe ich in euch) und aus der daraus fließenden Liebe, wie uns auch einige Bischöfe der Gegenwart zeigen, was trostvoll und hoffnungsvoll ist.

Die Art, wie Sie ihre Personalentscheidungen getroffen und durchgesetzt haben, zeigen uns das leider auch ganz deutlich, und wir empfinden es als diktatorisch und absolut unchristlich wie Sie Menschen behandeln. Das passt nicht zum Auftrag christlicher Nächstenliebe, sondern eher in die Zeit des Kommunismus und erinnert an schlimme Zeiten in der Vergangenheit der Kirche, und das erschreckt uns zutiefst.

Wenn in der kirchlichen Obrigkeit Doppelmoral und Lüge zu finden sind statt aufrichtigem Miteinander, wird es für uns und viele andere Menschen, vor allem für Jugendliche, sehr schwer, in diesem von lieblosen Handlungen erfüllten „Verein Katholische Kirche“ zu bleiben, wo nur wenig an das Beispiel Jesu Christi erinnert und die Messen scheinbar zu „Theatervorstellungen“ verkommen. Sie finden in Ihren Predigten oft sehr gute Worte, aber wenn diese nicht dem gelebten Zeugnis entsprechen, bleiben sie leer und unglaubwürdig. Wir fragen uns, wie es Ihnen dabei geht, am Altar zu stehen und von Vergebung und Liebe zu sprechen, während Ihr Umgehen mit engagierten Amtsträgern eher rücksichtslos erscheint. Wird man vor lauter Streben nach Macht im Herzen blind und taub für Botschaft Christi?

Sie haben bei der Aufführung der Cenacolo Leute im Römersteinbruch kein einziges Wort für diese Menschen gefunden, die mit ihrem ganzen Leben Zeugnis für die Gegenwart und das Wirken Gottes ablegen. Wir haben das vom neuen Bischof erwartet.

Im unzeitgemäßen, pompösen „Outfit“ lächeln macht keinen Bischof aus. Die Welt braucht Menschen, die dem Beispiel Jesu folgen (wie Bischof Erwin Kräutler und viele andere Priester und Bischöfe), damit seine Botschaft glaubhaft bleibt, Christus braucht Menschen, die Frieden in die Welt bringen, nicht Egoismus, Streit und Unversöhnlichkeit.

An Weihnachten feiern wir die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. In ihm ist die Göttlichkeit in ganz besonderer Weise konkret sichtbar geworden. Aber Gott will auch in jedem von uns erfahrbar werden, wenn wir es zulassen. So wünschen wir Ihnen, dass Sie in den kommenden Adventtagen genug Zeit für Stille und Besinnung finden, um in Ihrem Herzen das Wunder der Menschwerdung Gottes zu erspüren.

Wir grüßen Sie mit einem hoffnungsvollen Shalom

2 Kommentare:

Wolfgang Wawzin hat gesagt…

Endlich eine angemessene und korrekte Anrede des Bischofs durch Frau Dr. Luka! Sein Verhalten und seine Vorgangsweise gegen und mit Personen ist alles andere als "hochwürdig" oder "verehrt"!

Schillebeeckx hat gesagt…

Ein Beitrag, der mir aus der Seele spricht!

Es wird höchste Zeit, dass sich Widerstand rührt, und so geht es hoffentlich weiter. Andernfalls stirbt im Burgenland die katholische Kirche, wie sie im Sinne des Zweiten Vatikanums sein sollte, langsam (oder nicht einmal langsam, wenn man sich die Austrittszahlen vor Augen hält), und leider sicher.

Zsifkovics mag rechtmäßig Bischof sein (oder auch nicht, siehe etwa Hartmann-Vortrag), ob er es sonst auch ist, sei dahin gestellt. Sollte mal das Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe vom Konzil lesen ... sorry, als Konzilstheologe kann ich nicht anders ...