Samstag, 25. Juni 2011

Die klassische Seelsorge bricht zusammen

[...] »Jetzt ist Zeit für überfällige Reformen«, schreibt die Internationale Bewegung Wir sind Kirche und unterstützt nachdrücklich den offenen Brief, den Hans Küng zum 5. Jahrestag des gegenwärtigen Pontifikats an alle Bischöfe der Welt geschickt hat. Er fordert sie auf, in dieser bedrohlichen Situation nicht länger zu schweigen, Reformen zur Not kollegial und in eigener Verantwortung anzupacken, regionale Lösungen anzustreben und uneingeschränkten Gehorsam dabei nur Gott zu leisten. Zur Lösung der dramatisch aufgebrochenen Reformprobleme fordert er ein Konzil in Erinnerung an das Reformkonzil von Konstanz (1414 - 1418), das sich zu Recht über die Päpste gestellt und dessen fünfjährige Zusammenkunft beschlossen hat. Die Päpste haben sich nicht daran gehalten.
Dieser dramatische Aufruf kommt nicht von ungefähr, denn nach Jahrzehnten des Unmuts und vergeblichen Hoffens ergreift die Krisenstimmung nicht nur kritische Gruppen, sondern auch viele Gemeinden: Die klassische Seelsorge bricht zusammen. Man verweigert ihnen Gemeindeleiter bzw. Gemeindeleiterinnen oder hebt sie nach Maßgabe der fehlenden Priester einfach auf, so als seien die Gemeinden für die Priester da. Erste Reformen könnten schnell vollzogen werden, denn der Zölibat ist nur ein disziplinäres, die Ordination von Frauen nur ein vermeintlich theologisches Problem und die Mitarbeit des Gottesvolks ließe sich durch strukturelle Eingriffe problemlos aktivieren. Reformmodelle gibt es genügend. [...]

in: Hermann Häring, Freiheit im Haus des Herrn. Vom Ende der klerikalen Weltkirche, Gütersloh 12011, 188.

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