Montag, 16. Januar 2012

Was heißt "Erneuerung der Kirche" heute?

Prof. Roman Siebenrock zu seinem Vortrag Was heißt "Erneuerung der Kirche" heute?

Erneuerung der Kirche? Selbstverständlich sagt die verpflichtende Lehre der Kirche: Die Kirche ist immer eine zu erneuernde - "ecclesia semper renovanda"!!! Aber Konkret? Hier liegt der Hase im Pfeffer.
Ausgehend vom Prozess des Zweiten Vatikanischen Konzils möchte der Vortrag Perspektiven der Glaubenserneuerung heute konkret vorschlagen. Dabei geht der Referent von folgenden Grundüberzeugungen aus:

1. Wir müssen heute beginnen zu leben, was vielleicht erst morgen oder übermorgen allgemeine Anerkennung oder Zustimmung erfahren wird. Vielleicht sogar werden wir selber nie die Früchte der Erneuerung ernten.
2. Es muss uns in allem erst um das Reich Gottes gehen, um jenen Gott also, dessen Wesen die Liebe ist und der uns sein Zeichen hinterlassen hat: die in seinen Kirchen und Gemeinschaften bewahrte Erinnerung an Jesus von Nazareth als dem Christus.
3. Die Zukunft von Glauben und Kirchen in diesem Land und weltweit wird wesentlich von der freien Zustimmung und dem ungezwungenen Engagement von einzelnen Person und Gruppen abhängen. Die Zeiten kirchlicher, staatsrechtlicher Obrigkeit (die Konstantinische Epoche) sind endgültig zu Ende. Deshalb werden wir alle, jede und jeder Einzelne von uns sich entscheiden müssen, ob ich/wir die Grundstrukturen katholischer Identität (Glaubensbekenntnis, Sakramentenempfang, Diakonie, Treue zu allen anderen konkretisiert als Treue zu Bischof und Papst) frei mittragen oder einen anderen Weg gehen wollen, bzw. uns gezwungen sehen.

Wie solches konkret "gehen" soll, wird Thema des Abends sein; - und der Referent bittet um Ihre Erfahrung, und auch Gegenrede. Die Position des Referenten wird dadurch nicht erleichert, insofern er der festen Überzeugung ist, dass unter dem derzeitigen Pontifikat Strukturveränderungen (Zölibat, etc.) nicht nur nicht erfolgen werden, sondern alle Zeichen darauf hinweisen, die weiterführenden Aspekte des Zweiten Vatikanischen Konzils umzuinterpretieren. Deshalb gilt heute mehr denn je, was Karl Rahner in seiner großen Festrede zum Ende des Konzils in München ausrief: "Es liegt an uns, es liegt an jedem einzelnen von uns, dass eine Kirche, der ein Zweites Vatikanisches Konzil geschenkt worden ist, eine Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils wird."

Dr. Roman Siebenrock lehrt seit 2006 an der Kath. Fakultät der Universität Innsbruck Dogmatik. Er wurde 1957 in Mengen (D) geboren; ist verheiratet und hat vier Kinder.

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