Donnerstag, 19. Januar 2012

"Wir sind Kirche" fordert Mitentscheidung bei Verteilung des Kirchenbeitrags

Kirchenbeitrag besser „bottom up“ statt „top down“ verteilen
17.01.2012, Hans Peter Hurka
Image Die Zusammenlegung von Pfarren und Management-Vorgaben von oben sind für eine Kirchenreform die diesen Namen verdient zu wenig. „Wir sind Kirche“ fordert, dass die Gläubigen am Ort stärker als bisher direkt in die Entscheidungen einzubinden sind.

In der Pressekonferenz am 16.1. stellte die Managementspitze der Erzdiözese Wien jene Kriterien vor, wonach das Dekanat 10, Favoriten, als Pilotprojekt neu organisiert werden soll. Jede Pfarre „müsse künftig über mindestens 4.000 Katholiken verfügen, fünf Prozent des Pfarrbudgets müssen für neue Initiativen und Projekte gewidmet sein, die Kosten für den Pfarrhof und das Pfarrheim dürfen nicht mehr als 20 Prozent der erwirtschafteten Einnahmen ausmachen und die Instandhaltungskosten der Sakralbauten müssen ohne diözesane Zuschüsse auskommen können“, berichtet kathpress.

„Wir sind Kirche“ schlägt vor, dass die Haushaltspläne der Pfarren und der Diözese von „unten“ von der Basis her entstehen sollten. Die Kirchenbeiträge sollten weiterhin zentral erfasst aber „unten“ eingespeist werden. In demokratischen Entscheidungsprozessen auf pfarrlicher Ebene soll das Pfarrbudget erstellt und im Dekanat sowie auf diözesaner Ebene abgestimmt werden. Die Pfarrgemeinderäte, in einem synodalen Prozess, sollten zu entscheiden haben, wie viel Geld solidarisch umgeschichtet wird und/oder die Zentrale bekommt. Diese hat ja – wie auch immer wieder von ihr betont wird – eine Dienstfunktion für die Basis. Daher soll auch die Basis entscheiden, in welchem Ausmaß. Einen darüber hinausgehenden Finanzbedarf könnte der Bischof aus den Einnahmen der Mensalgüter abdecken, auf die sonst niemand Einfluss hat.

Die Pfarrgemeinderäte sind dafür auch die passenden Organe, um bis hinauf zum diözesanen Vermögensverwaltungsrat mit Hilfe eines Entsendungsprinzips fachlich gute Vertreter zu entsenden.

Immerhin sind ja auch die Kirchenbeitragszahler „unten“. Logisch schlüssig wäre es daher, dass der demokratisch gewählte Pfarrgemeinderat über das gesamte – eigentlich der Pfarre gehörende Vermögen – zu entscheiden hätte und nicht der Bischof allein Kirchen verschenken könne. Seit vielen Generationen werden Spenden und kostenlose Arbeitsleistungen von der Kirche regelmäßig in Empfang genommen.

„Wir sind Kirche“ tritt für Eigenverantwortung und Selbständigkeit mündiger Katholikinnen und Katholiken ein. Auch jetzt in finanziell schwieriger werdenden Zeiten sollte daher die Basis nicht nur zum Zahlen aufgerufen sein sondern auch das Krisenmanagement am Ort eigenverantwortlich und entscheidungsbefugt vornehmen, einschließlich der Finanzen. Hilfe von „oben“ – soweit gewünscht – ist dabei sicher gern gesehen. Mehr aber nicht.

Eine solche Struktur entspricht auch dem in der kirchlichen Soziallehre wichtigen Grundsatz der Subsidiarität.

Für den Vorstand der Plattform „Wir sind Kirche“: Hans Peter Hurka sowie die  Stellvertreter in Wien Dr. Paul Weitzer und für Österreich Dr. Martha Heizer


Hintergrund:
Erzdiözese Wien reagiert mit Apostel 2.1 auf „Zeitwende“
Weiter auf religion.ORF.at >>

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir sind Kirche will am liebsten die Hoheit über Kirchenbeitrag/Kirchensteuer.

Diesbezüglich will man nichts hören von einer "armen Kirche".

Armut will man nur in der Liturgie, letztlich Armut wenn es um Gott geht, nicht aber bei Verwaltung, Gremien und außerliturgischen Sperenzchen.

Katholiken wollen hingegen die Abschaffung dieses Finanzierungsinstruments vornehmlich antikirchlicher Geister.

Anonym hat gesagt…

Es geht um Geschwisterlichkeit und um die Aufgabe des Machtgefüges "oben und unten" im extrem-hierarchischen Sinn.
Niemand will "Steuerhoheit" - sehr wohl aber ein Mitspracherecht.
Aber das wollen "die Katholiken" nicht - weil sie (noch) an den Machthebeln hocken.
Schon Maria betete:
"Der Herr stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen."

Anonym hat gesagt…

Wer ist mächtig und wird deshalb vom Thron gestürzt werden?

Ganz klar, die linken Kirchenkampf-Laien und Pfarrer-Initiativler, selbsternannte Reformer, in Wahrheit Deformer, die die kompletten antikirchlichen Mainstreammedien auf ihrer Seite haben und mit ORF, OÖN und vielen mehr die Ernennung katholischer Bischöfe verhindern und erfolgreich wirkende katholische Pfarrer mit billigen (u.a. ausländerfeindlichen) Parolen verjagen.