Samstag, 23. März 2013

Jennersdorfer Extra-Pfarrblatt zur Papstwahl

Die Pfarre Jennersdorf hat heute ein Extra-Pfarrblatt zur Papstwahl herausgebracht. Sieben Kommentare sind in dieser gut gelungenen und interessanten Sondernummer des Pfarrblattes zu lesen, darunter zwei Pastoraltheologen. Danke den Verantwortlichen für diese schöne und wichtige Initiative.
Unter anderem hat auch der Stadtpfarrer i.R. von Jennersdorf einen sehr persönlichen, berührenden aber auch aufrüttelnden Beitrag mit  Bezug zu unserer Diözese geschrieben.

"Vater" Franziskus,
 tritt auf, als wäre er der leibliche Bruder von Mutter Teresa. So hat unser neuer Papst mein Herz berührt! Mir sind vor Freude Tränen runtergelaufen. Ich bin so zufrieden, dass er zu jenen Bischöfen gehört, die den Prunk ablehnen und ihr Herz geöffnet haben für die Unterdrückten, Ausgebeuteten und Rechtlosen. Es war schon lange mein Wunsch, dass einer zum Papst gewählt wird, der mit den Armen und Hungernden mitlebt und am eigenen Leib gespürt hat, was Notleiden heißt. Nur solche Bischöfe und Päpste können uns vorleben, wie die Kirche eine Option für die Armen leben kann.

Und noch eines erfüllt mich mit Freude: Ich habe mich während des Konzils im Studium mit großer Freude und Begeisterung auf den Priesterberuf vorbereitet. Oft und oft habe ich mich damals gefragt: "Wieso habe ich das Glück, jetzt Theologie studieren zu dürfen und warum darf ich dieser Kirche angehören, einer Kirche, die unter Papst Johannes XXIII. und seinem Konzil so großartig unterwegs war?" Die Erwartungen an diese Kirche sind immer größer geworden. Aber stattdessen ist meine Enttäuschung über die Kirche, die mehr den drohenden Zeigefinger denn die segnende Hand erhoben hat, gewachsen. Man hat Menschen, Seelsorger, die nicht der römischen Regulierung entsprochen haben, ausgegrenzt, verheirateten Priestern die Stola von den Schultern genommen, Homosexuelle für krank erklärt und Geschiedene von der Kommunionbank gewiesen...

Das war nicht mehr meine gewollte Kirche, für die ich mich begeistert ins Abenteuer gestürzt habe! Ich fühlte mich um mein Leben betrogen, gerne hätte ich auch eine Familie gegründet! Zu dieser Missstimmung tragen auch die herzlosen Vorgänge und Entscheidungen in unserer Diözese bei. Mit Keksebacken und Kartenspiel wirbt der Bischof für sich selbst. Wer sorgt sich um das Reich Gottes? An Stelle einer geschwisterlichen Diözese sind wir ein "Trümmerhaufen" geworden.

Jetzt aber schöpfe ich wieder Hoffnung, und mit König Salomon bitte ich: Gott, gib ihm und uns ein hörendes Herz! Wir wollen uns öffnen für das, was in unserer Kirche neu wird und Menschen glücklich macht!

Ich lade Sie alle ein: Unterstützen wir Vater Franziskus täglich mit dem Mutter-Teresa-Gebet: Herr mach uns würdig, unseren Mitmenschen in aller Welt zu dienen...

Alois Luisser, Pfarrer i. R.

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