Freitag, 27. September 2013

Brief an Papst Franziskus

Diesen Brief schrieb Renate Bachinger an Papst Franziskus
(Palazzo Apostolico, V00120 Citta del Vaticano, Rom-Italia):
 
Geschätzter Papst Franziskus!

Ich habe erfahren, dass Sie die Briefe, die Sie bekommen, auch lesen, und so möchte ich mich heute mit einer Bitte an Sie wenden:

Ich heiße Renate Bachinger, bin Mutter von drei Kindern und lebe in einer kleinen, bäuerlich geprägten Gemeinde in Oberösterreich.
Ich bin seit 25 Jahren mit großer Freude in der Verkündigung des Gotteswortes tätig. Als Religionslehrerin, Ministrantenführerin, Wortgottesdienstleiterin und Begräbnisleiterin versuche ich, den Menschen in verständlicher Sprache diese wunderbare Botschaft näherzubringen.

Mit großer Sorge betrachte ich seit vielen Jahren die Entwicklungen in der Kirche und die schwindende Attraktivität der Kirche für die Menschen. Mit großer Freude jedoch blicke ich seit einem halben Jahr nach Rom, weil dort nun ein scheinbar anderer Wind weht!

Ich bin dankbar, dass Sie, lieber Franziskus, nach dem Vorbild ihres Namenpatrons, das Leid der Armen sehen und selbst für Bescheidenheit und Einfachheit auftreten. Ich möchte Sie aber ersuchen, nicht nur das materielle Leid vieler Menschen anzusprechen, sondern auch das Leid zu sehen, das sich innerhalb der Kirche abspielt.

Wenn ich nur in meiner Umgebung schaue dann sehe ich da viel Leid:

-es LEIDEN viele Katholiken, weil sie am Sonntag nicht mehr Eucharistie feiern können
-es LEIDEN viele Katholiken, weil sie einen kranken oder verwirrten Priester haben, oder einen ausländischen, den sie schlecht verstehen
- es LEIDEN viele Priester unter der Tatsache, dass sie mit drei oder vier Pfarren völlig überfordert sind und keine Zeit mehr haben für die Menschen
- es LEIDEN viele Priester, die das Zölibat nicht halten können oder wollen und dadurch in ständiger Lüge leben müssen.
-es LEIDEN die heimlichen Geliebten von den vielen Priestern
-UND es LEIDEN die vielen Priester, die sich zu ihrer Beziehung bekannt haben und nun nicht mehr Priester sein dürfen, obwohl es ihre Berufung ist.

Nicht vergessen möchte ich auch die vielen begabten und berufenen Frauen, die sehr darunter LEIDEN, dass sie nicht als Diakonin oder Priesterin ihre Berufung leben können.

BITTE nehmen Sie sich auch um diese Menschen an, die Menschen innerhalb der Kirche, die sich so sehr noch Reformen und Veränderungen sehnen.

Ich glaube nicht daran, dass ein Papst unfehlbar ist, aber ich glaube daran, dass Sie, geschätzter Franziskus, vom hl. Geist geleitet werden und weiterhin Hoffnung sind für viele Menschen in meinem Heimatland.

Ich danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit, freue mich, wenn Sie mir antworten und wünsche Gottes Segen für ihre so wichtige Arbeit !

Mit freundlichen Grüßen,
Renate Bachinger
renate.bachinger@inext.at


Appell an Papst: Reformgruppen fordern mehr Mitsprache
Mehr als 100 Initiativen - darunter auch die österreichische Plattform „Wir sind Kirche“, fordern Papst Franziskus und die Kardinäle in einem gemeinsamen Appell auf, Priestern, Ordensleuten und Laien eine stärkere Teilhabe an Entscheidungen in der Kirche zuzugestehen. Damit wollen sie auch Einfluss auf die Auswahl von Bischöfen gewinnen. Dialog solle eine autoritäre Herrschaftsausübung ersetzen.
Quelle: Religion.orf.at >>

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