Donnerstag, 3. März 2016

Katholisch oder evangelisch

Gemeinsames und doch große Unterschiede

Katholisch oder evangelisch – beim Themenabend Ökumene der Kolpingsfamilie ging es darum, was die Konfessionen ausmacht.

Richtig ökumenisch war es beim gut besuchten Themenabend der Kolpingsfamilie Cham. Pfarrerin Charlotte Peschke und Diakon Werner Müller begannen mit einem kleinen Fragespiel. Entscheiden konnten die Zuhörer mit Smileys, ob sie diese Frage oder Feststellung bejahten, verneinten oder es ihnen egal war. Müller und Peschke machten zum Beispiel die Aussage: „Katholische Christen müssen sonntags in die Kirche“, oder: „Bei den Evangelischen geht es weniger streng zu“. Dieser Einstieg fand großen Anklang und weckte das Interesse darauf, was nun die Unterschiede der beiden Konfessionen ausmacht.

Gleich zu Beginn der Referate waren sich Peschke und Müller einig, dass es mehr Gemeinsamkeiten gibt als Trennendes. Ein deutliches Merkmal sei die Taufe, denn diese sei in beiden Konfessionen gültig, Ebenso der gemeinsame Glaube an die Auferstehung und Jesus als Retter. Jedoch gäbe es auch Trennendes, das auch ausgesprochen werden sollte. Wenn in der Katholischen Kirche von Ökumene gesprochen werde, gehe es in erster Linie um die angestrebte Einheit der Orthodoxen Kirche und der Römisch-Katholischen. Beide trennt die Stellung des Papstes. Die Glaubenskongregation Dominus Jesus sorgt für Unruhe, denn hier wird der evangelischen Kirche abgesprochen, Kirche zu sein – sie sei nur eine kirchliche Gemeinschaft.

Das Idealbild ist die Einheit aller Christen wie damals in Jerusalem. Aber auch schon im Neuen Testament gibt des die Judenchristen und die Heidenchristen und die Frage, wer wahrer Christ sei. Nur die, die sich an die Gesetze der Thora halten, nur wer beschnitten sei? Da gab es schon Diskussionen zwischen Paulus und Petrus. Dazu kam die Frage, wie Glaube und Werke zueinander stünden und zur wahren Seligkeit führten. Paulus sagte dazu „allein der Glaube“ und Jakobus tendierte eher zu den Werken.

Der Unterschied in der Hostie

Ein Unterschied ist auch in der Hostie zu sehen, denn in der katholischen Kirche ist sie ein sichtbares Zeichen mit unsichtbarer Wirkung und es folgt die Wandlung in Leib und Blut, was bestehen bleibt. In der evangelisch-lutherischen Kirche ist es das Fest des Dankens, der Hoffnung und Versöhnung und Jesus Christus ist leibhaftig gegenwärtig, aber es erfolgt keine Wandlung und diese Gegenwart endet auch nach der Abendmahlfeier, daher auch kein Tabernakel und kein Fronleichnam. Diese Gegenwart ist das Geheimnis des Glaubens und nicht zu erklären. Ein trennender Punkt ist auch das Amtsverständnis. Ursprünglich seien die Bischöfe die Nachfolger Petrus, da heraus kristallisierte sich das Papsttum, am Papst kommt kein Bischof vorbei.

In der evangelischen Kirche ist es das Priestertum aller Gläubigen. Nicht zu vergessen, Martin Luther liebte seine katholische Kirche, wollte sie nicht spalten oder gar trennen. Er wollte wieder auf die Aussagen der Heiligen Schrift zurückkommen und ihn beschäftigte brennend die Frage der Rechtfertigung, das heißt: Wie werde ich vor Gott recht? Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Seine Antwort: Ich kann nichts tun und ich muss auch nichts tun, ich bin durch Christi Willen gerecht. Diese Aussage ergab sich aus dem Studium des Römerbriefes (Römer 1, 17).

„Nur“ Glaube für das Heil

„Nur“ Glaube sei zum Erlangen des Heils erforderlich. Jedoch, so betonte Luther, es sei kein billiger Glaube! Durch den Glauben komme der Christ zu guten Werken, um dem Nächsten zu helfen. Amtsinhaber werden nicht geweiht, sondern berufen. Pfarrer und Kirchenvorstand habem die Gemeindeleitung inne und treffen gemeinsame Entschlüsse. Dazu kommt die Frauenordination. Diese kam in Bayern jedoch erst 1974.

Nach diesen vielen Informationen waren sich beide Referenten einig: Lasst uns das tun, was wir gemeinsam tun können. Endziel, aber noch ein weiter Weg, ist das gemeinsam gefeierte Abendmahl.

Im Anschluss war noch Gelegenheit für Fragen. Peschke und Müller schlugen einen ökumenischen Einkehrtag vor. Die Kolpingsfamilie Cham wird gerne als Veranstalter fungieren. Die Vorsitzende Gabriele Dahlmann dankte den Referenten für den Abend mit einem Gastgeschenk aus dem Eine-Welt-Laden.

Quelle: Mittelbayrische >>

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