Freitag, 9. Februar 2018

Sterbehilfe - ein Rückfall ins Neuheidentum?

Die angebliche "Selbstbestimmung" schwerkranker, dementer, depressiver und alter Menschen, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen, entwickelt sich mehr und mehr zu einem gesellschaftlichen Druck, anderen nicht zur Last zu fallen.

Seit fünfzehn Jahren können sich in Holland und Belgien Menschen, die schwer körperlich erkrankt, dement oder depressiv sind, ganz legal töten (lassen). Die Befürworter haben das immer als Zugewinn an Selbstbestimmung, an Freiheit dargestellt: Endlich müsse niemand mehr „würdelos“ bis zuletzt leiden, sondern könne eigenverantwortlich sein Leben beenden. Längst aber hat sich herausgestellt, dass diese Argumentation reine – realitätsfremde – Theorie ist. Denn genau das, wovor viele humanistisch denkende Menschen gewarnt haben, ist eingetreten. Die aktive Sterbehilfe – faktisch eine Beihilfe zur Tötung auf Verlangen – ist inzwischen gang und gäbe geworden. Der durch die öffentliche Debatte beförderte Zug zum „freiwilligen“ Suizid ist faktisch schon zu einem inneren, unbewussten, subtil erzeugten Zugzwang geworden, aus dem Leben scheiden zu müssen, wenn man anderen – und sich selbst – nur noch zur Last fällt. Dem will die niederländische Medizinethikerin Berna van Baarsen nicht länger ihre „Autorität“ verleihen. Sie trat als Kontrolleurin der aktiven Sterbehilfe mit Protest zurück, weil sie die Vervielfachung der Selbsttötungen nicht mehr vor ihrem Gewissen verantworten kann. Bereits vor einem Jahr warnten 200 holländische Ärzte, die gesetzlichen Schutzmaßnahmen würden „langsam brechen“.

Hat die Menschheit die Reife, den einmal eingeschlagenen Irrweg wieder zu verlassen? Das ist zu hoffen. Doch wenig deutet leider darauf hin. Längst gehen andere Länder in die Richtung von Belgien und Holland. Auch Deutschland. Massiv wird, etwa über einseitige Stellungnahmen von Prominenten in Politik, Kultur, Talkshows und Medien, indirekter Druck auf alte Menschen aufgebaut, doch ja rechtzeitig aus dem Leben zu scheiden, statt ihr Schicksal in die Hand des Höchsten zu legen. Vom Staat wird sogar erwartet, das Gift zur Verfügung zu stellen.

Faktisch handelt es sich um einen Rückfall ins Heidentum der Antike. Damals trat das Christentum mit seiner neuen Botschaft von der Würde eines jeden einzelnen Menschen von der Zeugung bis zum Tod als große befreiende, humanistische Bewegung auf. Der christliche Glaube wurde gerade deshalb attraktiv, weil er mit der Botschaft von der Auferstehung der Toten und dem Erlöser Christus einen Kontrapunkt setzte gegen heidnische Verrohung und Gleichgültigkeit. Fallen wir 2018 über ein Neuheidentum wieder zurück in eine Epoche, die um die Zeitenwende herum zum Heil der Menschen und der Humanität überwunden wurde? Auf perfide Weise jedenfalls dient das Argument der Freiheit und der individuellen Selbstbestimmung dazu, kollektiven Zwang aufzubauen auf Menschen, die sich in ihrer Lage kaum mehr gegen die Übermacht der Meinung des „man“ wehren können.

CHRIST IN DER GEGENWART, 4.2.2018

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